Woher kommt eigentlich das Wort Kaiserschnitt?
Von einem Herrn Kaiser?
Und was bedeutet es wirklich?
Etymologie – Wortherkunft
Das Wort Kaiser in Kaiserschnitt hat zwei Wurzeln, die im Laufe der Geschichte(n) so etwa im 17. Jarhundert zusammen fanden.
Teil 1 – blutig
Die erste Wurzel ist ganz einfach das lateinische Wort caedere (Partizip Perfekt: caesus) = töten, ermorden, niederhauen, fällen, um-, ab-, zerhauen, erlegen, schlachten, opfern, herausschneiden, aufschlitzen, in Stücke hauen/schneiden. Kurz ein Gemetzel.
Alles nicht so nett.
Die moderne Form des Kaiserschnitts – die Misgav-Ladach-Methode – bei der ein kleinerer Schnitt mit dem Skalpell geführt wird und danach die Öffnung durch aufreißen der Bauchdecke etc. vergrößert wird, passt recht gut zu dieser Wortherkunft.
Das ganze wird als sanfter Kaiserschnitt verkauft, laut Wikipedia sind die Vorteile jedoch eher auf seiten des Krankenhauses zu sehen:
“Der Vorteil dieser Technik liegt in einer Verkürzung der Operationszeit und einer Reduktion des Nahtmaterials. Weiterhin gilt der postoperative Verlauf als unkomplizierter und die Verweildauer kann reduziert werden.” http://de.wikipedia.org/wiki/Misgav-Ladach-Methode
Was nach der Entlassung ist interessiert nicht wirklich.
Teil 2 – der Titel
Die zweite Wurzel ist der Beiname (Vorläufer des Nachnamens) Caesar des römischen Staatsmannes, Feldherrn und Schriftstellers Julius Caesar durch den die römische Repulik endete und die Kaiserzeit begann und in deren Verlauf aus dem Beinamen Caesar (antike Aussprache etwa [‘kaisar]) ein Herrschaftstitel wurde.
Die heute bekannten Herrschaftstitel Kaiser und Zar sind aus dem römischen Titel entstanden.
Historische / Medizinische Wurzel
Im alten Rom gab es ein Gesetz nachdem beim Tod der Mutter unter der Geburt, das Kind herausgeschnitten wurde, weil es gesondert begraben werden musste.
Dabei wurden natürlich auch noch lebende Kinder herausgeschnitten, die dann auch weiterlebten.
Der Bauchschnitt mit Überleben der Mutter dürfte sehr selten gewesen sein. In der Tat ist das noch heute ein sehr gefährlicher Eingriff.
Verschmelzung der Wurzeln
Die Geschicht(s)enschreiber haben das “Geboren durch aus dem Bauch schneiden” als etwas Besonderes benutzt um ihren Darstellern damit eine Art göttliche Bestimmung oder wenigstens eine besondere Stellung anzudichten. Damals war das ja seeeeeehr selten und natürlich schon für sich eine gute Geschichte.
Der erste war wohl der römische Schriftsteller Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) der den Julius Caeasar als aus dem Bauch geschnittenen darstellt, dabei wurde der normal geboren (Hausgeburt ;-)) und seiner Mutter ging es prächtig. Plinius versuchte damit den Beinamen Caesar zu erklären und gab gleichzeitig seinem Held die Aura des göttlichen. Den Beinamen hatten aber schon Vorfahren von Julius.
Oder Shakespeare im Macbeth, wo Macbeth am Ende von einem aus dem Bauchgeschnittenen getötet wird.
Die medizinische Bezeichnung…
lautet “Sectio caesarea”, was mit der kaiserliche Schnitt übersetzt wird, aber eigentlich eher Schnitt des Caesars heißen müsste, Plinius lässt grüßen. Die Bedeutung Kaiser kam erst später.
Man könnte es natürlich auch mit “Schnitt welcher brutal und blutig ist” übersetzen, dass wäre näher an der Wurzel caedere und näher an der Realität.
Ach ja, der geniale Menschenfreund “Herr Dr. Kaiser” der die Frauen rettete ist leider eine Luftnummer. Vermutlich hat er bei einer Versicherung angefangen, nachdem er gemerkt hat, dass er nicht der Erste war.
Noch ein Bonbon zum Schluß
Interessanter Weise wurde auch Aeskulap, der griechische Gott der Heilkunst, aus dem Bauch seiner bereits toten und auf dem Scheiterhaufen verbrennenden Mutter geschnitten und er heißt sogar so. Asklepios = griechisch der Herausgeschnittene.
Er lief mit seinem Wanderstab herum und heilte Leute, die Schlange weist ihn als Erd-Gottheit aus.
Der Äskulapstab oder Asklepiosstab – ein von einer Schlange umwundener Stab – ist heute das Symbol des ärztlichen und pharmazeutischen Standes.
Der Kreis schließt sich.
Die Alternativen
Ein neutraleres, besser treffendes Wort wäre: “Schnittentbindung”. Oder noch besser “Notfallschnittentbindung” oder “Blutiger Schnitt”.
Na gut, aus Gründen des einfacheren Verkaufs lassen wir es besser beim Kaiserschnitt.
Aber Du weißt jetzt Bescheid.
Volker
PS: Der “Blutige Schnitt” ist nur in 1 % der Fälle wirklich absolut notwendig. Doch dazu ein anderes mal mehr.
PPS: Das alles ist nur meine private unwissende Meinung.