Wochenbett, nennt man die Phase direkt nach der Geburt, in der die frischgebackene Mama mit dem Baby gemeinsam im Bett liegt und sich erholt. Die Faustregel ist:
- Optimal: 9-9, neun Monate schwanger, neun Wochen Wochenbett.
- Normal: 2-2-2, zwei Wochen im Bett (liegen), zwei Wochen ums Bett (Wohnung, langsam), zwei Wochen langsam in die Welt hinaus.
Normalerweise werden Mutter und Kind in dieser Zeit von der Hebamme betreut, die sie auch schon in der Schwangerschaft versorgt hat. Oder wie die Verfügbarkeit eben ist, einfach möglichst früh in der Schwangerschaft eine Hebamme kontaktieren.
Was geht im Wochenbett ab?
Hoffentlich nicht viel und doch ganz viel. Aber das GANZVIEL ist PRIVAT! Hääää??
Hoffentlich macht ihr Flitterwochen mit dem Baby und nicht ein Besucherzentrum für alle Verwandten und Bekannten auf.
Flitterwochen = Intimität, Geborgenheit, Liebe, Zeit für einander, Familie werden ohne Termine und Zeitdruck, mit allen Sinnen spüren und fühlen, riechen und schmecken. Frühstück im Bett, Küssen, sich kennenlernen, Rundumversorgung ist gewährleistet (muss vorher organisiert werden).
Hört sich das gut an? Klappt es so mit dem Stillen? Lernt ihr euch so besser kennen und vor allem die Signale des Kindes kennen?
Besucherzentrum = Kommen und gehen, Durchlauf, Hektik, Fokus auf dem Baby, jeder will mal kurz anfassen, Geschenkeberge die keiner braucht, Stress, Wohnung muss sauber sein, Überforderung, keine Intimität, Schein waren, keine Zeit mehr füreinander, alles ist zerpflückt, Baby wird unruhig und schreit mehr, STRESS nimmt zu, Teufelskreis…
Überlegt euch im Vorfeld was ihr wollt und holt euch das was ihr braucht. Das Baby lässt sich auch noch nach den ersten 2 Wochen gebührend bestaunen. Und es geht nicht weg. Es bleibt da.
“Das gesamte Nervensystem eines Menschen und folglich seine Fähigkeit sich zu kontrollieren wird geprägt von der liebenden Berührung der Mutter in den ersten Tagen des Lebens.”
Yogi Bhajan
Was passiert eigentlich alles im Wochenbett?
Deine Gebärmutter bildet sich nach der Geburt von Höchstleistung auf Bereitschaft zurück. Sie verkleinert sich wieder im Laufe der ersten 2 Wochen nach Geburt und nimmt wieder ihren Platz hinter dem Schambein ein.
Damit einher geht auch der Wochenfluss seinen Gang, von sehr stark in den ersten 3 Tagen bis fast weg nach 2 bis 4 Wochen.
Die Beckenbodenmuskulatur erholt sich und braucht in den ersten 2 Wochen möglichst wenig Belastung wie stehen und laufen. Es heißt ja nicht ohne Grund Wochen-BETT. Mit langsamer Mobilisation und sanfter Kräftigung im weiteren Verlauf.
Außerdem passiert zu den ganzen Rückbildungsprozessen noch etwas immens wichtiges, nämlich ein Aufbauprozess – die Milchbildung. Nach der Kolostrumsphase in den ersten Tagen (ACHTUNG: sehr wichtig fürs Baby! Möglichst nicht zufüttern), beginnt am ca. 4 Tag nach der Geburt die reife Muttermilch zu fließen, begleitet vom sog. Milcheinschuss. Einer, den Frauen oft unangenehmen, Brustdrüsenschwellung mit Wärmeentwicklung, die ca. 2 Tage anhält und sich dann wieder normalisiert.
Meist fahren auch die Emotionen in der Zeit Achterbahn. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt ist alles dabei. Gepaart mit Schlafmangel ein oft tränenreicher Cocktail mit großer emotionaler Ladung. Alles ganz normal im Wochenbett ;-). Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Besser einigeln
Ganz nebenbei lernt man dabei sein Kind kennen. Und oh ja, auch das gehört gelernt.
Am besten funktioniert das mit dem “Einigelungsprozess” (Wortkreation von mir ;-)).
Was heißt: kuscheln, kuscheln, kuscheln, möglichst Haut auf Haut, schlafen, essen, alles im Bett.
KEINE Störungen.
Nur aufstehen um aufs Klo zu gehen und zu duschen.
Das Baby wahrnehmen mit allen Sinnen, riechen, beobachten, schwelgen im Glücksgefühl die Geburt gemeinsam gemeistert zu haben, zusammen mit dem Papa.
Ganz langsam lernen die Signale des Kindes zu deuten. Was bedeutet “Hunger”, was “ich bin müde”, was bedeutet “ich muss mal”. Oh jaaaa, auch das signalisieren diese kleinen Menschenwunder schon. Suchwort: “windelfrei”.
Oder was bedeutet, “entspann dich mal Mama, du bist mir viel zu hektisch und gestresst”. Das mögen diese kleinen Menschchen gar nicht. Genauso wenig wie die Großen, wir haben nur verlernt auf uns zu hören.
Was für eine Chance der Selbstreflexion bietet doch so ein kleiner Mensch. So wie bei den meisten Computerproblemen das eigentliche Problem vor dem Bildschirm sitzt, ist es auch bei einem unruhigen Kind oft die direkte Umgebung die einer genauen Inspektion bedarf. Das ist u. a. Aufgabe der Hebamme :-).
Was noch von uns Hebammen gecheckt wird
- evtl. entstandene Geburtsverletzungen nach Spontangeburt oder Kaiserschnitt verheilen und werden beobachtet und evtl. versorgt. Johanniskrautöl wirkt Wunder, genauso wie Kolloidales Silber und die richtigen Homöopathika. Auch eine Narbenentstörung mit Akupunktur oder falls kompliziert, beim Heilpraktiker wirkt oft Wunder.
- Der Stillprozess kommt in Gang und wird intensiv begleitet. Oft muss die ein oder andere Hürde dabei genommen werden, aber es lohnt sich für beide! Mehr Infos dazu beim Stillen.
- sanfte Rückbildungsübungen ab dem 5. Tag nach der Geburt bis zum Ende des Wochenbetts helfen Dir wieder Stabilität in Beckenboden und Bauch zu bringen. “Richtiges” (beckenboden- und rückenschonendes) Stehen, Tragen, Heben, Pinkeln, Kinderwagenschieben und… wird besprochen und geübt.
Und auch bei Deinem Kind tut sich eine Menge
- es lernt an der Brust zu trinken. Das ist übrigens eine sehr komplexe Sache und extrem wichtig für Gehirn-und Sprachentwicklung.
- es entwickelt sich auf allen Ebenen und mit allen Sinnen und dabei nimmt es an Gewicht zu. Eine Waage hat deine Hebamme.
- es lernt langsam die unbekannte Welt kennen und “sagt” was es will mit Mimik, Gestik und akustischen Signalen.
- Es braucht Wärme, Schlaf und viel Körperkontakt zu ihm vertrauten Personen. Es hat Hunger in Etappen (Stichwort: Clusterfeeding). Mal mehr, mal viiieeel mehr, mal weniger. Es gibt noch keinen Rhythmus in den ersten Tagen bis Wochen. Es braucht auch keinen. Das ist normal, auch wenn die Erwachsenen es oft gerne anders hätten.
- der Nabelrest fällt meist zwischen 7. und 14. Tag ab. Wenn nötig, wird gereinigt.
- Ist der Nabelrest ab, wird gebadet. Das erste Bad soll dem allseitigen Vergnügen dienen und braucht Ruhe und Zeit.
- Auch Tragen will gelernt sein. Wie, mit was, warum denn Tragen? Das wirst du gaaanz schnell herausfinden. Ich kann euch zeigen wie man ein Tragetuch bindet oder eine andere Tragehilfe anschnallt. Tragen ist die BESTE Hilfe in den ersten Monaten, erst recht bei unruhigen Kindern. Mehr dazu bei Tragen.
- Dein Kind bewegt sich gerne. Es kann in Bauchlage schon sein Köpfchen heben und macht Krabbelbewegungen nach vorne, wenn man ihm die Möglichkeit gibt. Das fördert den Aufbau der gesamten Muskulatur und die Vernetzung von rechter und linker Gehirnhälfte. Beobachte dabei ob und wie es ihm gefällt. Nicht fordern, sondern freudig fördern. Auch beim intuitiven Stillen (Kind in Bauchlage auf Bauch der Mutter), kann man gut beobachten wie das Kind zur Brust robbt und sich von alleine dort andockt.
Hebammen helfen auf allen Ebenen beim “Familie werden”. So dass Du Dich in der Rolle der Mutter und des Vaters jeden Tag ein bisschen besser zurecht findest.
Hebammen sind Cheerleader, Motivatoren, Clowns, Psychotherapeuten, Lehrer, der Fels in der Brandung, unersetzlich ;-).
Noch ein Wort in eigener Sache
Viele Schwierigkeiten die es im Wochenbett gibt, könnten evtl. vermieden werden, wenn die Frauen sich besser vorbereiten würden und besser informiert wären.
Mit Schwierigkeiten meine ich, dass es mit dem Stillen nicht klappt oder sich schwierig gestaltet, die Mutter sehr überfordert ist mit der Gesamtsituation, das Kind viel weint etc.
Das wiederum liegt oft daran, dass z.B. das Bonding nach der Geburt nicht richtig geklappt hat, daraus folgt oft ein komplizierter Kennenlernprozess, mit Kommunikationsproblemen zwischen Mutter und Kind und der daraus folgenden Überforderung der Mutter etc.
Ich sehe ja den Unterschied, weil ich viele Frauen schon seit der Schwangerschaft kenne und betreue und weiß wie sie sich vorbereitet haben. Und ich kenne auch die Frauen die ich nur im Wochenbett betreue.
Die Vorbereitung macht, aus meiner Sicht, einen großen Unterschied aus. Nicht wegen mir, sondern weil die Frau sich selber kompetent macht und dann alles seinen normalen Weg gehen kann.
Also aus reinem Eigennutz bitte ich Dich:Nutze Deine Schwangerschaft um dich gut vorzubereiten, dann habe ich es viel einfacher in der Wochenbett-Betreuung. ;-)
Preise
Jede Frau hat Anspruch auf Hebammenhilfe im Wochenbett, die Kosten übernimmt Deine Krankenkasse. Auch noch während der gesamten Stillzeit bezahlt die Krankenkasse Hebammenhilfe.
Anmeldung
Die Erfahrung zeigt, dass es am sinnvollsten und auch für beide Seiten schöner ist, wenn Dich die Hebamme im Wochenbett betreut, bei der Du auch den Geburtsvorbereitungskurs gemacht hast oder die dich auch in der Schwangerschaft betreut hat.
Natürlich kannst Du Dich aber auch von einer anderen Hebamme im Wochenbett betreuen lassen.
Je nach Verfügbarkeit der Hebammen, sind vielleicht auch mehrere Hebammen an deiner Betreuung beteiligt.
Wir sind auch mal im Urlaub oder brauchen mal ein freies Wochenende, dann kommt einfach eine Kollegin, oder du schaffst es alleine. Im Notfall gibt es immer auch noch den Kinderarzt oder den Gynäkologen oder die zuständige Klinik.
Ich persönlich bin meistens mit den Frauen ausgelastet, die ich auch schon während der Schwangerschaft betreue.
Wenn Du von mir im Wochenbett betreut werden willst, dann gib mir bitte sobald wie möglich Bescheid, entweder im Geburtsvorbereitungskurs, im Yoga für Schwangere oder per Email oder Telefon.
Telefon 07072-92 33 29
info @ meinschneckenhaus.de
Ich freue mich auf Deinen Anruf oder Deine Email
Warum Du so früh nach einer Hebamme fürs Wochenbett suchen solltest?
Hier kommt ein kleiner Exkurs zu unserer Bezahlung. Nur interessant wenn Du wissen willst, warum sich einige Hebammen keine Zeit mehr für Dich nehmen können oder wollen:
Exkurs: Bezahlung der Hebamme für Wochenbett-Leistungen
Die freiberufliche Hebamme bekommt von der gesetzlichen Krankenkasse pro Besuch pauschal 38,46 €. Egal wie lange sie bei der Frau ist. Die Zeit für die An- und Abfahrt wird nur über das Wegegeld von 0,81 €/ km vergütet.
Im Durchschnitt dauert ein Hausbesuch mindestens eine Stunde, wenn man alle wichtigen Bereiche berücksichtigt (Stillberatung, Anlegehilfe, Funduskontrolle, Kind wiegen, Rückbildungsübungen machen etc.).
38,46 €/Besuch ist nicht der Stundenlohn! Davon muss die Hebamme Steuern, Rente, Krankenversicherung (voll, ohne Arbeitgeberanteil), berufliche Versicherungen, Mitgliedsbeiträge, Fortbildungen, Steuerberater, Verwaltung usw. usw. zahlen.
Handwerker könnten davon auch nicht leben.